Evotec SE
Original-Research: Evotec AG (von Montega AG): Kaufen
Original-Research: Evotec AG – von Montega AG
Aktieneinstufung von Montega AG zu Evotec AG
Unternehmen: Evotec AG
ISIN: DE0005664809
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Kaufen
seit: 12.07.2013
Kursziel: 4,00
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: –
Analyst: Dr. Stefan Schröder; Tim Kruse
Evotec schließt Standort für Synthesechemie in Indien – Meilensteinzahlung
von Boehringer Ingelheim
Wie in dieser Woche vom Unternehmen vermeldet, wird Evotec seine auf
Synthesechemie spezialisierte Tochtergesellschaft in Thane, Indien,
schließen und seine Dienstleistungen im Bereich Chemie künftig am Standort
in Abingdon (UK) bündeln. Im Zuge der Neuausrichtung seiner Chemie-Sparte
wird der Standort Indien gänzlich aufgeben. Das Unternehmen reagiert damit
nach eigenen Worten auf die steigenden Anforderungen nach
Serviceleistungen, die näher an den zentralen Forschungs- und
Entwicklungslaboren der Hauptkunden angesiedelt sind. Sämtliche Projekte
sollen in Thane bis Ende September beendet und Evotec (India) Private Ltd.
anschließend abgewickelt werden.
Mit der Schließung der indischen Tochter ist ein Abbau von 120 Stellen
verbunden. Evotec wird im dritten Quartal 2013 einmalige Wertberichtigungen
in Höhe von bis zu 4 Mio. Euro vornehmen. Diese setzen sich zusammen aus
einer Wertberichtigung auf den Firmenwert (Buchwert zum 31.12.2012: 2,1
Mio. Euro) sowie Wertberichtigungen auf Vermögenswerte der Evotec (India).
Alle wesentlichen, mit der Neuausrichtung verbundenen Aufwendungen sollen
damit abgegolten sein, weshalb auch keine Anpassung der Guidance erfolgt
ist. Das Unternehmen bestätigte erneut seine bisherige Prognose für Umsatz,
Profitabilität und Liquidität für das Geschäftsjahr 2013 (Umsatz: 90-100
Mio. Euro, verbesserte Profitabilität vor Wertberichtigungen gegenüber
2012, Liquiditätsposition > 60 Mio. Euro).
Das Management begründet die Maßnahmen zum einen mit den wachsenden
Kundenanforderungen nach in Europa basierten Leistungen. Gerade bei
integrierten Forschungsallianzen würden wichtige Kunden, wie z.B. Bayer und
UCB, bei komplexen Themen großen Wert auf eine Zusammenarbeit innerhalb der
gleichen Zeitzone legen. Mit der Neuausrichtung im Bereich Medizinalchemie
verspricht sich das Unternehmen, effizientere Serviceleistungen für diese
europäische Großkunden erbringen zu können. Zudem stellt das Unternehmen
Kosteneinsparungen aufgrund der verbesserten Nutzung der UK-basierten
Ressourcen und Kapazitäten in Aussicht. Die Analysen, die im Zusammenhang
mit der Suche nach einem neuen Standort vorgenommen wurden, hätten ergeben,
dass die Schließung der indischen Tochtergesellschaft mittel- und
langfristig eine positive Auswirkung auf Evotecs Konzernumsätze,
Konzernergebnis und Konzernkapitalflussrechnung haben sollte. Dieses
Ergebnis und die Kundenprioritäten hätten letztlich zu der Entscheidung
geführt.
Wir rechnen damit, dass nach vollständiger Abwicklung der indischen
Tochtergesellschaft die Schließung des Standorts die Bruttomarge und die
Verwaltungskosten positiv beeinflussen wird. F&E-Aufwendungen spielen
dagegen keine Rolle am indischen Standort. Durch die Übernahme der
indischen Kundenprojekte wird es am Standort in England zu einem
Mitarbeiterwachstum kommen. Konkrete Zahlen über den dortigen
Personalaufbau wurden jedoch nicht genannt.
Dass die Nähe zu Kunden in Europa ein wichtiger Standortfaktor ist und das
Unternehmen durch die angekündigten Schritte mit Kostenersparnis punktet,
ist unstrittig. Angesichts eines massiven Kapazitätsrückbaus in der
Medizinalchemie scheinen aus unserer Sicht aber weitere gewichtige Gründe
für die Maßnahmen ausschlaggebend gewesen zu sein. Mit der Schließung der
indischen Tochter fallen immerhin 120 Stellen weg, was etwa einem Drittel
der Personalstärke in Evotecs Chemiesparte entspricht. Ende 2012 waren an
den beiden Chemiestandorten in Indien und UK insgesamt 331 Mitarbeiter
beschäftigt, wovon 272 Mitarbeiter in der Forschung tätig waren (davon
wiederum 96 in Indien). Im Jahr 2009 hatte Evotec durch die Akquisition des
damaligen Chemiedienstleisters RSIPL eigens Kapazitäten in Asien
hinzugekauft, um seine Kostenstruktur für große Forschungsallianzen zu
optimieren. Mit hohen Kapazitäten auf dem Gebiet der Synthesechemie
(Synthese von Substanzbibliotheken, Leitstrukturoptimierung, etc.)
verfolgte Evotec das Ziel, Komplettleistungen für Pharmapartner weltweit
kosteneffizienter anzubieten, um große chemiebasierte Verträge gewinnen zu
können, welche von Pharmakonzernen zunehmend ausgelagert werden. Diese
Strategie ist offensichtlich nicht ganz aufgegangen. Von Pharmapartnern
müssen Syntheseleistungen im Rahmen integrierter Forschungsallianzen nicht
in dem hohen Maße nachgefragt worden sein, wie man sich das ursprünglich
bei Evotec vorgestellt hatte. Mit anderen Worten: das auftragsstarke
Biologiegeschäft hatte nicht in erwartetem Umfang zu Nachfolgeaufträgen für
die Medizinalchemie geführt. In der Diskussion mit dem Management wird dies
bestätigt. Viele Kunden würden jeden einzelnen Schritt neu verhandeln, um
kurzfristig Kostenvorteile zu generieren, womit der Entwicklungsprozesse
letztlich aber an Effizienz verliere. Man hatte es sich leichter
vorgestellt, integrierte Projekte gemeinsam mit Indien outsourcen zu
können. Nach dem Eingeständnis dieser Fehleinschätzung wollte das
Management nun rasch und eindeutig seine Konsequenzen ziehen.
Mit seinem Leistungsangebot besetzt Evotec das High-End-Segment unter den
Auftragsforschungsunternehmen (CROs) in der Wirkstoffforschung. Wir sehen
Evotec als Qualitätsführer unter den Top 3-Playern, zusammen mit WuXi
AppTec und BioFocus (Galapagos). Das Leistungsspektrum deckt dabei den
gesamten F&E-Prozess vom Target bis zum Beginn der klinischen Entwicklung
ab. Die spezifische Kombination aus hohem Integrationsgrad, innovativen
Screening-Technologien, einer branchenweit einmaligen Erfahrungskurve und
eines intelligenten Prozessmanagements schafft wirksame Eintrittshürden im
High Value–Segment. Insbesondere erzielt Evotec eine substanzielle Kosten-
und Zeitersparnis über hoch effiziente F&E-Prozesse, die systematisch auf
frühzeitige Stop-Loss-Entscheidungen setzen, um vermeidbare Sackgassen in
der Wirkstoffentwicklung und drohende Fehlinvestitionen schnell zu kappen.
Im hoch kompetitiven Niedrigkostensektor des Outsourcing-Marktes dominieren
dagegen Anbieter von Einzelleistungen. Gerade im Chemie-Outsourcing ist der
Wettbewerb besonders hart. Wenn es allein um Masse und Kostendruck geht,
entscheiden längst asiatische, allen voran chinesische
Outsourcing-Unternehmen das Rennen.
Evotecs Maßnahme wirft ein Schlaglicht auf das dynamische Wettbewerbsumfeld
im hoch fragmentierten Markt für Outsourcing-Dienstleistungen, der geprägt
ist von Preisdruck, technologischen Zyklen, Konzentrationsprozessen und
einer auch in puncto Know-how aufstrebenden Konkurrenz in China. Sie zeigt
aber auch, dass das Unternehmen schnell und flexibel reagieren kann, wenn
es darum geht, sich von unrentablen Entwicklungspfaden zu trennen. Aus
unserer Sicht hat Evotec mit seiner insgesamt überzeugenden
Differenzierungsstrategie gute Chancen, seine Qualitäts- und
Technologieführerschaft zu halten und auszubauen.
Meilensteinzahlung von Boehringer Ingelheim
Im Juni erreichte Evotec in Rahmen seiner langjährigen Forschungsallianz
mit Boehringer Ingelheim einen Meilenstein für die Überführung eines
Schmerzmittelkandidaten in die präklinische Entwicklung. Der Meilenstein
löst eine Zahlung in Höhe von 1,5 Mio. Euro aus, die noch zu den
Umsatzerlösen in Q2 2013 beitragen werden. Es handelt sich mittlerweile um
den 18. Meilenstein aus der Allianz mit Boehringer.
Kooperation mit Dow AgroSciences im Bereich Proteomik
Evotec gab im Juli den Beginn einer Forschungskooperation mit Dow
AgroSciences, einer Tochter von Dow Chemical, bekannt. In dieser
Kooperation kommt Evotecs weltweit führende Plattform für quantitative
chemischen Proteomik zum Einsatz, die das Unternehmen 2011 durch die
Übernahme der Münchener Kinaxo Biotechnologies GmbH erworben hat. Die
Zusammenarbeit mit Dow AgroSciences hat zum Ziel, die Entwicklung von
Pflanzenschutzmitteln durch die Identifizierung von Targets mittels sog.
Deconvolution und phäntoypischer Screenings voranzutreiben. Der
Forschungsdeal unterstreicht die große Anwendungsvielfalt der
Technologieplattform. Das größte Potenzial der bei Evotec München
angesiedelten Spitzentechnologien zur quantitativen Proteomik sehen wir
allerdings im Wachstumsmarkt der Diagnostik und personalisierten Medizin –
und damit in Evotecs Kerngeschäft der Onkologie. Eine Kooperation ähnlich
der mit Roche im Juni 2011 eingegangenen Forschungsallianz zur Entwicklung
von Biomarkern hätte uns daher mehr begeistert.
Anlageurteil
In unseren Prognosen für 2013 haben wir aufgrund der Schließung von Evotec
(India) einmalige Wertberichtungen in Höhe von 4 Mio. Euro berücksichtigt
und erwarten nunmehr ein EBIT von 4,4 Mio. Euro (vorher: 8,4 Mio. Euro).
Denkbare positive Ergebniseffekte haben wird derzeit noch nicht
berücksichtigt. Sobald konkrete Zahlen bezüglich des Kapazitätsausbaus in
Abingdon bekannt gegeben, wäre eine Einschätzung diesbezüglich möglich. Auf
Basis unserer aktuellen SOTP-Bewertung bestätigen wir unsere Kaufempfehlung
mit einem unveränderten Kursziel von 4,00 Euro je Aktie.
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /
HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++
Über Montega:
Die Montega AG zählt zu den größten unabhängigen Research-Häusern in
Deutschland. Zum Coverage-Universum des Hamburger Unternehmens gehören eine
Vielzahl von Small- und MidCaps aus unterschiedlichsten Sektoren. Montega
unterhält umfangreiche Kontakte zu institutionellen Investoren,
Vermögensverwaltern und Family Offices mit dem Fokus ‘Deutsche Nebenwerte’
und zeichnet sich durch eine aktive Pressearbeit aus. Die
Veröffentlichungen der Analysten werden regelmäßig von der Fach- und
Wirtschaftspresse zitiert. Neben der Erstellung von Research-Publikation
gehört die Organisation von Roadshows und Field Trips zum Leistungsspektrum
der Montega AG.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/11985.pdf
Kontakt für Rückfragen
Montega AG – Equity Research
Tel.: +49 (0)40 41111 37-80
web: www.montega.de
E-Mail: research@montega.de
——————-übermittelt durch die EQS Group AG.——————-
Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.
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