Smartbroker Holding AG
Original-Research: wallstreet:online AG (von GBC AG):
Original-Research: wallstreet:online AG – von GBC AG
Einstufung von GBC AG zu wallstreet:online AG
Unternehmen: wallstreet:online AG
ISIN: DE000A2GS609
Anlass der Studie: Managementinterview
Letzte Ratingänderung:
Analyst: Marcel Goldmann
13.07.2022 – Managementinterview mit der wallstreet:online AG
‘Wir verstehen uns als Next Generation Broker und Disruptor des klassischen
Broker-Markts in Deutschland. Das Transaktionsgeschäft wird in einigen
Jahren den größten Anteil an unseren Einnahmen ausmachen.’
Die wallstreet:online AG (wallstreet:online) betreibt den Smartbroker –
einen mehrfach ausgezeichneten Online-Broker, der als einziger Anbieter in
Deutschland das umfangreiche Produktspektrum der klassischen Broker mit den
äußerst günstigen Konditionen der Neobroker verbindet. Gleichzeitig
betreibt die Gruppe vier reichweitenstarke Börsenportale (wallstreet-
online.de, boersenNews.de, FinanzNachrichten.de und ARIVA.de). Mit mehreren
Hundert Millionen monatlichen Seitenaufrufen ist die Gruppe der mit Abstand
größte verlagsunabhängige Finanzportalbetreiber im deutschsprachigen Raum
und unterhält die größte Finanz-Community.
Vor Kurzem hat wallstreet:online auf ihrer Hauptversammlung die ‘Case Study
2026′ vorgestellt. Darin wurde das mittelfristige Wachstumspotenzial für
das verbesserte Smartbroker-Produkt (Smartbroker 2.0) im Rahmen einer
Szenarioberechnung betrachtet. Vor diesem Hintergrund haben wir die Chance
genutzt, um mit Matthias Hach, dem Vorstandsvorsitzenden (CEO) des
wallstreet:online-Konzerns, ein Interview zur ‘Case Study 2026’, zum
Geschäftsmodell und zu den Perspektiven der Gesellschaft zu führen.
GBC AG: Der Smartbroker ist Teil der wallstreet:online-Gruppe und daher aus
unserer Sicht kein typisches Fintech Startup. Was macht die Kombination aus
Finanzmedien und Online-Brokerage aus und soll diese auch künftig
beibehalten werden?
Matthias Hach: Ich fange mal mit dem zweiten Teil der Frage an: Ganz klares
Ja, diese Kombination zeichnet uns aus und soll in Zukunft weiter verstärkt
werden. Dank unserer Finanzportale können wir unseren Brokerage-Kunden
hochwertigen Journalismus, Echtzeitkurse und viele weitere Informationen
rund ums Thema Börse anbieten – und zwar kostenfrei. In naher Zukunft
werden wir auch Bezahl-Angebote schaffen, ich denke dabei an einen eigenen
Börsenbrief und weitere tradingspezifische Inhalte. Dazu kommt unsere
Finanzcommunity mit knapp einer Million registrierten Usern. Da gibt es
also jede Menge Möglichkeiten zur Vernetzung und Diskussion. Umgekehrt
stellen wir den Lesern unserer Portale mit dem Smartbroker einen
vollwertigen Online-Broker zur Verfügung, der nach ihren Wünschen gestaltet
wurde und bei dem bereits ab EUR 0 gehandelt werden kann. Aus meiner Sicht
ergänzen sich die beiden Segmente ideal, gleichzeitig haben wir mit dem
Portalgeschäft ein über die Jahre gewachsenes und stabiles Geschäftsmodell
entwickelt. Die Einnahmen aus der Vermarktung erlauben uns größtenteils
eine Innenfinanzierung des Smartbroker-Wachstums.
GBC AG: Beim Smartbroker wurden bereits rund 2 Jahre nach seinem Marktstart
200.000 Depots eröffnet. Sagt der neue Smartbroker 2.0 damit den großen
Online-Brokern erst recht den Kampf an und wie gut schneidet Ihr Angebot im
Vergleich zur Konkurrenz ab?
Matthias Hach: Der Smartbroker sagt allen Anbietern den Kampf an und ich
bin davon überzeugt, dass wir das beste Angebot haben. Für die Kunden der
klassischen Hausbanken und Online-Broker lohnt sich ein Smartbroker-Depot
schon allein aus finanziellen Erwägungen: Die Zeitschrift ‘Finanztest’ hat
vor zwei Jahren anhand verschiedener Musterdepots errechnet, dass Anleger,
die zu uns wechseln, pro Jahr bis zu EUR 831 sparen können – wohlgemerkt
für den gleichen Service und die exakt gleichen Transaktionen. Ich finde es
ehrlich gesagt unglaublich, dass die etablierten Banken im Jahr 2022 häufig
immer noch völlig überteuerte Tarife anbieten und bislang damit
durchkommen. Die Menschen nutzen bestehende Angebote oftmals aus Gewohnheit
oder wissen nicht, welche neuere, bessere Möglichkeiten es gibt. Wir wollen
das ändern und greifen daher vor allem die Broker der ersten Generation an.
Dafür ist die große Auswahl an Handelsplätzen wichtig, denn die Kunden der
großen Banken wollen keine Abstriche bei der Auswahl machen. Unser breites
Angebot an Börsen ist aber auch ein entscheidendes Argument im Wettbewerb
mit den typischen Neobrokern, die in der Regel nur einen oder zwei Partner
anbieten. Die Kunden zahlen dort zwar häufig gar keine oder nur sehr
geringe Gebühren, dafür müssen sie ihre Wertpapiere bei einem ganz
bestimmten Handelsplatz kaufen und das kann zu ungünstigen Kursen und hohen
Spreads führen. Bei größeren Transaktionen kann es also sehr leicht
günstiger sein, bei uns EUR 4 im Xetra-Handel zu zahlen, als EUR 0 bei
einer anderen Börse.
GBC AG: Soll diese Strategie künftig auch in anderen europäischen Märkten
umgesetzt werden?
Matthias Hach: Europa ist für uns aktuell noch kein Thema. Alleine in
Deutschland wurden laut den offiziellen Zahlen der Bundesbank Ende 2021 28
Mio. Wertpapierdepots geführt, wobei ein Großteil davon noch immer bei den
traditionellen Banken und Sparkassen lagen, danach folgen die Broker und
Direktbanken der ersten Generation und zuletzt die sogenannten Neobroker.
Aufgrund des umfassenden Produktspektrums und dem äußerst günstigen Preis-
Modell sind wir in der einzigartigen Lage, Kunden aus allen drei Gruppen
anzusprechen und für uns zu gewinnen. Wenn wir hier irgendwann eine
entsprechende Stellung aufgebaut haben, können wir gerne nochmal über
andere europäische Märkte sprechen. Was man nicht vergessen darf: Andere
Anbieter expandieren ins Ausland, weil sie auf schnelles Kundenwachstum
angewiesen sind. Das ist aber mit hohen Kosten und Risiken verbunden:
Rechtliche Einschränkungen, steuerliche Regelungen, Sprachbarrieren, der
allgemeine War for Talents und dann die ganze Koordination mit dem
‘Mutterschiff’. Aktuell sehen wir leider, dass sich einige Fintechs
übernommen haben und jetzt zahlreiche Mitarbeiter entlassen müssen.
Skalierung im Wachstum ist nicht alles, für uns muss es immer werthaltig
sein. Wir setzen deshalb auf nachhaltiges Wachstum und konzentrieren uns
voll und ganz auf unseren Heimatmarkt.
GBC AG: Worauf achten Kunden bei der Auswahl eines digitalen Brokers? Wie
schneidet Smartbroker im Vergleich zur Konkurrenz ab?
Matthias Hach: Man kann es auf drei Kriterien eingrenzen: Zum einen reden
wir hier üben das Gebührenmodell. Der Smartbroker zählt zweifellos zu den
günstigsten Anbietern am Markt – mehrere unabhängige Zeitungen sind sogar
der Meinung, dass wir bezogen auf das umfangreiche Produktangebot sogar der
preiswerteste Online-Broker in Deutschland sind. Je nach Börsenplatz können
unsere Kunden bereits für EUR 0 handeln, bei anderen Handelsplätzen liegt
die Gebühr bei gerade mal EUR 1 bis EUR 4. Depotgebühren gibt es nicht und
auch keine weiteren versteckten Kosten. Das zweite Kriterium bezieht sich
auf das Produktangebot, hier bieten wir das gleiche Paket wie die ‘großen’
Akteure, aber eben zu den Preisen der Neobroker. Unsere Kunden können an
jeder deutschen Börse und zahlreichen ausländischen Handelsplätzen kaufen
und verkaufen. Insgesamt sind es rund 40 Börsenplätze. Für unsere
Zielgruppe ist diese breite Auswahl besonders wichtig. Anhand der
durchschnittlichen Depotvolumen und der durchschnittlichen Summen je
Transaktion sehen wir, dass zu uns hauptsächlich Anleger kommen, die über
ein gewisses Vermögen verfügen und in der Regel zuvor bei einem anderen
Broker Erfahrungen im Wertpapierhandel gesammelt haben. Diese Kunden wollen
nicht auf die breite Produktpalette verzichten, aber sie wollen nicht mehr
ausgeben als nötig. Das dritte Kriterium ist unser sehr guter Kunden
Service, der ein wichtiger Bestandteil im Gesamtangebot ist und der uns
insbesondere zu Neobrokern abgrenzt. Somit bieten wir in Summe ein
komplettes und hervorragendes Gesamtangebot.
Wir verstehen uns als Next Generation Broker und ‘Disruptor’ des
klassischen Broker-Markts in Deutschland. Wir verzichten auf
branchenübliche Gebühren und geben die Kostenvorteile, die sich durch
digitale Produkte, schlanke Strukturen und das Optimieren bestehender
Gebührenmodelle ergeben, an unsere Kunden weiter. Dieses disruptive
Vorgehen in bestehenden Märkten zugunsten der Endkunden ist Teil unserer
Firmen-DNA. Bereits 2004 revolutionierte FondsDiscount den Fonds-Markt für
Privatanleger. Die Marke bietet heute mehr als 24 Tsd. Investmentfonds ohne
Ausgabeaufschlag an.
GBC AG: Ihr Konzern soll künftig sogar den Namen ‘Smartbroker Holding AG’
tragen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen und was bedeutet die Änderung
für das Mediengeschäft rund um wallstreet-online.de und die weiteren
Portale der Gruppe?
Matthias Hach: Der Smartbroker ist mittlerweile unser wichtigstes Projekt,
schon heute arbeitet der Großteil unserer Mitarbeiter in irgendeiner Form
für unseren Online-Broker. Insofern macht eine Umfirmierung mit Blick auf
unser Kerngeschäft durchaus Sinn. Aber auch auf der Umsatzebene wird sich
einiges tun: Das Transaktionsgeschäft wird in einigen Jahren den größten
Anteil an unseren Einnahmen ausmachen. Deshalb ist es in meinen Augen nur
richtig, dass wir die Bedeutung des Brokergeschäfts auch im Firmennamen zum
Ausdruck bringen. Die strategische Ausrichtung der Gruppe soll damit auch
am Kapitalmarkt visibler werden – schließlich ist es durch unsere
Börsennotierung möglich, nicht nur mit dem Smartbroker zu investieren,
sondern auch in den Smartbroker. Für das Mediengeschäft wird sich dadurch
nichts ändern. Die Portale laufen weiter unter dem etablierten Namen
wallstreet:online, alle publizistischen Angebote in der eigens dafür
gegründet wallstreet:online Publishing GmbH gebündelt.
GBC AG: Der Smartbroker 2.0 stellt das wichtigste Projekt für die kommenden
Jahre für Ihren Konzern dar. Was genau ändert sich mit der Neuauflage des
Online-Brokers für Ihre Kunden?
Matthias Hach: Man kann es eigentlich gar nicht oft genug sagen: Bis auf
die günstigen Gebühren und die große Auswahl an Handelsplätzen ändert sich
im Grunde alles. Der neue Smartbroker ist nicht nur ein Facelift oder etwas
in der Richtung. Wir haben innerhalb von circa anderthalb Jahren
tatsächlich ein komplett neues Produkt entwickelt und dazu gehören neben
der Smartphone-App eine komplett neue IT-Infrastruktur, eine neue Corporate
Identity, eine neue Trading-Oberfläche in der Web-Anwendung und viele
weitere Punkte. Wir haben intern neue Strukturen geschaffen oder bestehende
Abteilungen personell verstärkt, vom Risk-Management angefangen über Legal,
Compliance, Design, Entwicklung bis hin zu Investor Relations. Mit diesem
Setup sind wir für den Relaunch und das zu erwartende Wachstum gut
aufgestellt. Die wichtigste Änderung für die Kunden ist der Wegfall einer
Partnerbank. Wer ein Wertpapierdepot bei Smartbroker eröffnet, der wird
künftig auch bei uns Kunde. Das bedeutet: Nach der Lizenzerweiterung durch
die BaFin werden die Depots bei uns liegen. Wir übernehmen den
Kundenservice und die gesamte Antragsstrecke, was zu deutlichen
Verbesserungen in der Interaktion mit unseren Kunden führen wird. Wir
werden viele Prozesse vereinfachen, beschleunigen und digitalisieren und
unsere Innovationskraft hinsichtlich der laufenden Produkterweiterung und –
verbesserung voll entfalten können.
GBC AG: Bleiben wir beim Smartbroker 2.0. Sie hatten mitgeteilt, dass sich
auch unternehmensseitig einiges ändert, etwa bezüglich der Skalierbarkeit
des Produkts. Wie hoch war die Investitionssumme und ab wann wird sich die
Neuerung rechnen?
Matthias Hach: Wir investieren im Projektzeitraum 2021-2022 etwa EUR 20-25
Mio. in die Neuauflage des Smartbroker, den damit verbundenen
Personalaufbau und die IT-Entwicklungsarbeiten. Wir internalisieren große
Teile der Wertschöpfungskette rund um die Depotführung, die Abwicklung des
Wertpapierhandels, das Reporting etc. und arbeiten in Teilbereichen mit
ausgewählten Partnern zusammen. Die neue Technologie ist cloudbasiert und
skalierbar.
In den vergangenen Monaten haben wir bereits zahlreiche Stellen geschaffen,
der Großteil davon im Kundencenter. Ein oft übersehener Unterschied
zwischen uns und den typischen Neobrokern ist die gute Erreichbarkeit, und
zwar explizit auch telefonisch. Bei vielen Anbietern kann man seine Frage
bestenfalls per E-Mail stellen. Unsere Kundenbetreuer sind montags bis
freitags von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Aber zurück zu den Investitionen:
etwas mehr als die Hälfte davon wird aktiviert und über wenige Jahre
abgeschrieben. Die Aufwendungen rechnen sich ab dem ersten Tag, da der
Smartbroker 2.0 bereits mit der jetzigen Kundenanzahl – abgesehen von den
Kosten für Neukundengewinnung – einen positiven Beitrag zur Profitabilität
der Gruppe leistet.
GBC AG: Sie stellten kürzlich die Case Study 2026 vor. Darin ist etwa von
600 Tsd. Wertpapierdepots bis Ende 2026 die Rede, Umsätzen zwischen EUR 140
Mio. und EUR 180 Mio. sowie einem Anstieg der EBITDA-Marge auf mehr als
35%. Woraus speist sich dieses Wachstum? Wie zuversichtlich sind Sie in die
anhaltend starke Trading-Aktivität Ihrer Kunden?
Matthias Hach: Zum einen können wir dank der eigenen Trading-App erstmals
im großen Stil in den sozialen Medien und in den unternehmenseigenen
Medien-Apps werben, was insgesamt zu einem günstigeren Marketing-Mix und
damit zu geringeren Kosten in der Neukundengewinnung führen wird. Wir
sprechen künftig also eine deutlich breitere Zielgruppe an und rechnen
gleichzeitig mit mehr Trades pro Kunde. Im Gegensatz zur aktuellen
Situation werden wir künftig auch Trades von unterwegs sehen, der Handel
beschränkt sich dann nicht mehr auf den PC oder den Laptop.
Gleichzeitig sinken die Kosten je Transaktion aufgrund von Skaleneffekten,
bei gleichzeitigem Anstieg im Umsatz je Trade, da der Umsatzanteil, der
derzeit an die Partnerbank abgeführt wird, vollständig entfällt. Außerdem
bietet Smartbroker 2.0 unseren Kunden den Handel mit Kryptowährungen –
wohlgemerkt erreichbar über die gleiche Plattform. Wir haben eine komplett
neue Handelsoberfläche für die Web-Anwendung entwickelt und werden den
Smartbroker sukzessive mit unseren Finanzportalen vernetzen. Unser Ziel ist
die Verbindung von Information und Transaktion. Mit Blick auf die Trading-
Aktivität unserer Kunden bin ich zuversichtlich. Wir haben in unserer Case
Study drei verschiedene Szenarien aufgezeigt, ein sogenannter Low Case mit
20 Transaktionen pro Jahr, ein Base Case mit 30 Transaktionen und ein High
Case mit 40 Transaktionen. Diese Zahlen basieren auf Erfahrungswerten, die
wir in den vergangen zweieinhalb Jahren sammeln konnten. Das mittlere
Szenario entspricht in großen Teilen den Werten, die wir bei uns im
vergangenen Jahr gemessen haben, deshalb ist es in meinen Augen in
realistischer Basiswert. Aber selbst mit 20 Transaktionen je Kunde
erwirtschaften wir dank des optimierten Geschäftsmodell noch immer solide
Erträge.
GBC AG: Welche künftigen Wachstumsfelder sehen Sie für die Gruppe? Soll es
über das Brokerage-Geschäft für Privatanleger hinausgehen?
Matthias Hach: Mit dem Start von Smartbroker 2.0 wird unser Geschäftsmodell
noch deutlich attraktiver. Für unsere Planung unterscheiden wir in
Projekte, die zeitnah einen direkten Umsatzbeitrag leisten können und
solche, die langfristig die Position der Gruppe stärken werden. Ein ganz
wesentlicher Punkt sind mögliche Zinserträge auf die Cash-Bestände unserer
Kunden. Im jetzigen Umfeld würde das bereits einen signifikanten
Unterschied beim Umsatz machen. Ganz konkret hielten unsere Kunden Ende Q1
2022 rund EUR 900 Mio. Cash – bei einer 1%igen Zinsmarge wären das EUR 9
Mio. an zusätzlichen Einnahmen. Wir planen dieses Angebot zunächst über
einen Partnerbank anzubieten und würden in dem Modell einen Teil der
Zinseinnahmen erhalten. Eine Idee ist, unsere Brokerage-Infrastruktur
künftig auch als White-Label-Lösung B2B-Kunden anzubieten – beispielsweise
kleineren Vermögensverwaltern, die derzeit zu höheren Konditionen an
Großbanken gebunden sind. Weitere Themen wie die vieldiskutierte
Aktienrente und andere staatliche Maßnahmen, die den Kapitalmarkt für
Privatanleger attraktiver machen könnten, könnten sich zu wesentlichen
Treibern des allgemeinen Marktwachstums entwickeln. Dazu zählen auch Themen
wie die Finanzbildung, insbesondere für jüngere Anleger, die man auf diese
Weise an den Kapitalmarkt heranführen könnte.
GBC AG: Welche Relevanz hat das regulatorische Thema ‘Payment for Order
Flow’ für den Smartbroker und Ihren Konzern? Wie würden Sie mit einem
etwaigen Verbot der Rückvergütungen umgehen?
Matthias Hach: Natürlich verfolgen wir die Diskussion sehr genau, aber
ehrlich gesagt sehen wir das Thema vergleichsweise entspannt. Zum einen
sind wir deutlich weniger abhängig von Rückvergütungen, als es bei vielen
typischen 0-Euro-Brokern der Fall ist. Zum anderen haben wir zuletzt
positive Signale von Seiten der Politik gesehen. Ein Komplettverbot, wie es
noch vor wenigen Monaten diskutiert wurde, scheint aktuell nicht mehr im
Fokus zu stehen. Stattdessen rechnen wir mit strengeren Auflagen mit Blick
auf die Transparenz und dagegen ist im Zweifel nichts zu sagen. Es würde
der Branche und insbesondere dem Image der Online-Broker gut tun, wenn die
Kunden besser über die Geschäftsmodelle und Absprachen informiert wären.
Wir haben jedenfalls nichts zu verbergen. Jetzt spielen wir aber ruhig mal
für einen Moment das von Ihnen skizzierte Szenario durch: Bei einem
Komplettverbot würden wir die Gebühren pro Order vermutlich um etwa einen
Euro anheben – und würden damit noch immer das günstigste Angebot in der
Kategorie ‘voller Produktumfang’ darstellen, d.h. an den grundlegenden
Marktdynamiken würde sich nichts ändern. Andere Anbieter mit einer ohnehin
schon schwachen Marge müssten die Preise vermutlich sogar deutlicher
erhöhen. So oder so würde eine derartige Entscheidung dazu führen, dass die
Kunden höhere Preise zahlen und damit würden die Zugangshürden zum
Kapitalmarkt wieder zunehmen. Genau das kann eigentlich nicht im Sinne der
Politik sein.
GBC AG: Vor dem Hintergrund der Unsicherheiten bezüglich einer andauernden
Corona-Pandemie, der Ausweitung des Ukrainekriegs und einer weiteren
Verschärfung der Inflation, besteht die Gefahr einer deutlichen Abkühlung
der Konjunktur oder gar rezessiven Entwicklungen. Wie stabil bzw. robust
schätzen Sie Ihre Zielmärkte und Ihr Geschäftsmodell im Falle einer
auftretenden Rezession ein?
Matthias Hach: Niemand kann sagen, wie sich die Märkte in den kommenden
Monaten entwickeln werden, allerdings bin ich für unser Unternehmen
durchaus optimistisch: Die wallstreet:online AG besteht schon seit 24
Jahren, wir haben schon so manche Krise gemeistert vom Neuen Markt, über
9/11 und die Finanzkrise 2008 bis hin zu Corona und dem Ukrainekrieg. Unser
Medien-Geschäft ist stabil und wächst seit Jahren kontinuierlich. In
gewisser Weise sorgen turbulente Zeiten an den Börsen sogar zu einem
erhöhten Medienkonsum. Wenn die Kurse plötzlich in den Keller rauschen,
suchen Anleger nach Erklärung und Einordnung. Wir sehen an unseren
Aufrufzahlen, dass die Aktionäre gerade jetzt wieder verstärkt wallstreet-
online.de und unsere anderen Börsenportale ansteuern. Während der heißen
Corona-Phase war das ganz ähnlich. Mit Blick auf unseren Online-Broker
können wir auf Erfahrungswerte aus den vergangenen zweieinhalb Jahren
zurückgreifen. An der Börse ergeben sich immer Chancen, das heißt, es wird
immer Transaktionen geben – wenn auch vielleicht etwas weniger. Man darf
auch nicht vergessen, dass ein hoher Anteil unserer Kunden Sparpläne
verfügt und dadurch regelmäßig Transaktionen vornimmt, und zwar unabhängig
von der politischen Wetterlage. Außerdem wächst eine Generation heran, die
immer stärker begreift, dass sie etwas gegen die Rentenlücke tun muss und
da führt an den Aktienmärkten und der Wertpapieranlage kein Weg vorbei.
Insofern rechne ich mit einer steigenden Aktionärsquote und das bietet
wiederum neue Chancen für uns.
GBC AG: wallstreet:online konnte auch im vergangenen Geschäftsjahr ihren
dynamischen Wachstumskurs fortsetzen. Was können Anleger und Investoren im
laufenden Geschäftsjahr von Ihrem Unternehmen erwarten? Welche Guidance
haben Sie sich gegeben?
Matthias Hach: 2022 ist für uns ein Übergangsjahr. Der Start von
Smartbroker 2.0 rückt immer näher, wir stecken momentan nahezu die gesamte
Energie in die Entwicklung. Gleichzeitig haben wir unsere
Marketingaktivitäten entsprechend heruntergefahren. Wir schonen unsere
Ressourcen für die Zeit nach dem Relaunch. Trotzdem gehen wir für dieses
Jahr von einem Umsatzwachstum von 25% aus – basierend auf 55 Tsd. neuen
Wertpapierdepots. Wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Wert erreichen
werden. Mit den 55 Tsd. neuen Wertpapierdepots in diesem Jahr kommen wir
auf insgesamt 300.000 eröffnete Depots. Mit Blick auf das betreute Vermögen
rechnen wir mit Assets under Custody in Höhe von ca. EUR 10,3 Mrd. In
diesem Jahr soll das Mediengeschäft 56% des Umsatzes ausmachen, der Bereich
Transaktion würde dementsprechend auf 44% kommen. Wir rechnen mit einem
Umsatz zwischen EUR 62 und EUR 67 Mio. und einem operativen EBITDA vor
Kundengewinnungskosten für den Smartbroker zwischen EUR 16 und EUR 18 Mio.
GBC: Vielen Dank für das Gespräch.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/24595.pdf
Kontakt für Rückfragen
GBC AG
Halderstraße 27
86150 Augsburg
0821 / 241133 0
research@gbc-ag.de
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Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR Beim oben analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,11); Einen Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter:
http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung
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Datum und Zeitpunkt der Fertigstellung der Studie: 13.07.2022 (8:16 Uhr)
Datum und Zeitpunkt der ersten Weitergabe: 13.07.2022 (9:30 Uhr)
——————-übermittelt durch die EQS Group AG.——————-
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Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
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