Deutsches Aktieninstitut e.V.
Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz-Interview: Dr. Heinz-Jürgen Bertram,Vorstandsvorsitzender, Symrise AG
Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges Dr. Heinz-Jürgen Bertram, Vorstandsvorsitzender (CEO), Symrise AG 'Essen und Trinken soll heute mehr leisten als ,nur' satt machen' Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz Symrise ist global der viertgrößte Anbieter von Duft- und Geschmacksstoffen. Der Vorstandsvorsitzende des Holzmindener Unternehmens, Heinz-Jürgen Bertram, spricht in einem Interview mit dem Finanzplatz über die geschmacklichen Ansprüche der Verbraucher an Lebensmittel von heute, die Bedeutung von Frauenförderung im Unternehmen und warum trotz zunehmender Regulierung der Börsengang ein richtiger Schritt ist. Interview
Herr Bertram, wieso braucht man überhaupt den Zusatz von Geschmacksstoffen Unsere Lebensbedingungen und Essgewohnheiten haben sich über die Jahre sehr verändert. Für das tägliche Kochen bleibt daher immer weniger Zeit, so dass die meisten Haushalte Lebensmittel nicht mehr selbst herstellen, sondern kaufen. Hinzu kommt, dass sich Lebensmittel nach Möglichkeit mehrere Wochen halten sollen – bei gleich gutem Geschmack versteht sich. Speisen, die industriell gefertigt werden, unterscheiden sich im Aroma von denen, die am heimischen Herd gekocht werden. Auch erntebedingt kann es Geschmacksunterschiede geben. Mit Aromen können Lebensmittelhersteller sowohl Geschmacksverluste ausgleichen als auch gleich bleibende Standards sicherstellen. Denn Verbraucher kaufen ihren Joghurt eben, weil er genau so schmeckt, wie er schmeckt – und zwar bei jedem Griff ins Regal. Hinzu kommt, Essen und Trinken soll heute mehr leisten, als 'nur' satt zu machen und Durst zu löschen. Es soll das persönliche Wohlbefinden fördern. Symrise hat eine Studie zum Thema 'Natürlichkeit' durchführen lassen. Dabei wurde untersucht, ob es in Deutschland, Frankreich und Großbritannien unterschiedliche Wahrnehmungen in Bezug auf den Begriff der Natürlichkeit gibt. Gibt es diese Unterschiede, und wie wird sich das Thema in Zukunft in Ihrem Geschäftsfeld auswirken? Diese Unterschiede gibt es. Um diese genauer zu verstehen, haben wir uns drei Teilbereiche angesehen und gefragt: Was versteht der Verbraucher grundsätzlich unter Natürlichkeit? Wie äußert sich er sich zu gesunder Ernährung und für welche Produktsegmente spielt Natürlichkeit eine Rolle? Wir haben herausgefunden, dass Konsumenten die Herkunft, die Marke, Verpackung, Preis und Aussehen von Lebensmitteln in Bezug auf Natürlichkeit unterschiedlich wahrnehmen. In Deutschland verlässt man sich beispielsweise gern auf Testresultate und Zertifizierungen wie Bio-Label in Bezug auf Natürlichkeit. Der Verbraucher vertraut einer als objektiv wahrgenommenen Instanz mehr als einer Zutatenliste. In anderen Ländern, wie Frankreich oder Großbritannien, achtet man dagegen eher auf die Zutatenliste. Genau diese Erkenntnisse fließen natürlich ein, wenn wir Kunden beraten. Wir bieten – ausgerichtet an den Verbrauchervorlieben – für jeden Kunden, jede Region und jedes Land maßgeschneiderte Produkte. Eines gilt jedoch überall: Der Wunsch nach natürlichen und authentischen Produkten nimmt stark zu. Symrise hat die Aromenplattform 'taste for life' aufgebaut, die den Kunden helfen soll, ihre Marken und Produkte auf Verbrauchervorlieben auszurichten. Wie funktioniert eine solche Plattform? Mit 'taste for life' bieten wir der Lebensmittelindustrie ein Instrument, mit dem sie für diese Wünsche schneller und bedarfsgerecht neue Produkte entwickeln kann. Für uns teilen sich die Ernährungswünsche der Konsumenten in fünf Hauptfelder: aktiver Lebensstil, kalorienbewusste Ernährung, natürliche Produkte, Genuss und außergewöhnliche Geschmackserlebnisse. Diese Felder können sich auch ergänzen und überlagern. Mit diesem Ansatz zeigen wir unseren Kunden, in welche Kategorien und zu welchen Konsumententrends ihre Produkte passen und wo sie ihr Portfolio sinnvoll ergänzen. Im Dezember letzten Jahres hat sich Symrise erfolgreich refinanziert. Neben der Diversifizierung der Finanzierungsquellen soll damit auch das weitere Wachstum finanziert werden. Welche Bereiche sollen durch neue Akquisitionen verstärkt werden? Welcher Geschäftsbereich wird sich 2011 voraussichtlich am besten entwickeln? Wie schon in der Vergangenheit gilt auch heute und in Zukunft: Wir wollen sowohl organisch als auch anorganisch wachsen. So investieren wir zum Beispiel gerade in die Verdoppelung unserer weltweiten Mentholkapazitäten. Zugleich ziehen wir Akquisitionen in Betracht, wenn sie unser Geschäft sinnvoll ergänzen und Wert schaffen, so zum Beispiel 2010 die Übernahme von Futura Labs im Nahen Osten. Derzeit haben wir unsere Position in schnell wachsenden Märkten weiter gestärkt. Im Geschäftsjahr 2011 erwarten wir besonders dynamisches Wachstum aus unseren Aktivitäten mit Großkunden, dem Geschäft in Schwellenländern und aus unseren beiden jungen Geschäftsfeldern Consumer Health und kosmetische Wirkstoffe, die die Megatrends gesunder Ernährung und bewusster Lebensweise bedienen. Herr Bertram, Symrise hat vier männliche Vorstandsmitglieder, die altersmäßig zwischen 41 und 52 Jahren liegen. Haben Sie schon überlegt, wer von Ihnen gehen muss, wenn eine Frauenquote von 30% für Führungspositionen kommt? Wie stark sind Frauen bei Symrise im Management vertreten? Strebt Symrise einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen an? Diversity steht bei uns sehr weit oben auf der Agenda – und zwar in allen Unternehmensbereichen. Dazu zählt auch die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Symrise beschäftigt im Mittleren Management etwa 15% Frauen – Tendenz stark steigend. Was den Vorstand anbelangt: Dieser wird von unserem Aufsichtsrat ernannt, und sicherlich gilt hier wie in jedem Unternehmen: Die passende Kandidatin bzw. der passende Kandidat sollte die Position in jedem Fall unabhängig von Geschlecht oder Alter erhalten. Denn was im Vordergrund stehen sollte, ist die Qualifikation. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Gründe, warum es bis heute so wenige Frauen in die Führungsetagen deutscher Unternehmen geschafft haben? Aus meiner Sicht spielt der Spagat zwischen Familie und Beruf weiterhin eine wichtige Rolle. Mehrheitlich tragen immer noch die Frauen diese Doppelbelastung. Nach der Geburt des Kindes pausiert meistens die Frau und damit auch ihre Karriere. Diese Lücke in der beruflichen Entwicklung muss geschlossen werden. Bei Symrise fördern wir gezielt die Vereinbarkeit von Kind und Beruf: Wir unterstützen zum Beispiel mit Betreuungsplätzen in örtlichen Kindertagesstätten und bieten sehr flexible Arbeitszeitmodelle. Frauenquote, Vorstandsvergütung, Karenzzeit für den Wechsel in den Aufsichtsrat – börsennotierte Unternehmen sehen sich einer immer strikteren Regulierung gegenüber. Symrise ist seit 2006 börsennotiert. Warum sollten Unternehmen auch heute den Börsengang wagen? Wir sind 2006 an die Börse gegangen und haben seitdem kontinuierlich den Unternehmenswert von Symrise gesteigert. Wir sind schnell in den MDAX aufgestiegen und verfügen über eine international breite Investorenbasis und einen zunehmend höheren Bekanntheitsgrad. Unsere Börsennotierung und die damit verbundene hohe Transparenz haben uns auch breitere, attraktive Finanzierungsoptionen eröffnet. So konnten wir uns 2010 teilweise über den Kapitalmarkt refinanzieren – indem wir zum Beispiel erfolgreich unsere erste Anleihe begeben haben. Ende der Corporate News 03.05.2011 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht, übermittelt durch die DGAP – ein Unternehmen der EquityStory AG. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich. Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen. Medienarchiv unter http://www.dgap-medientreff.de und http://www.dgap.de |
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