Basel/Heidelberg, 24. Mai 2019 – Trotz vielfältiger medikamentöser Möglichkeiten können ca. 30 % aller Epilepsie-Patienten nicht zufriedenstellend therapiert werden. Die Erkrankung schränkt die Betroffenen stark ein. Um die Chance auf eine bessere Epilepsie-Kontrolle und somit auf mehr Lebensqualität zu erhöhen, wird nach erfolgreichen präklinischen Prüfungen aktuell das neuartige Stimulationsverfahren EASEE(R) in der sogenannten Klinischen Phase erprobt. Die ersten Implantationen wurden bereits erfolgreich durchgeführt. Im Vorfeld der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen und Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie sowie der Schweizerischen Epilepsie-Liga diskutierten renommierte Experten über Ein-schränkungen von Epilepsie-Patienten im Alltag, über Grenzen aktueller Therapie-optionen und welche Chance EASEE(R) für Patienten mit pharmakoresistenter fokaler Epilepsie bieten kann.*
Epilepsie gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Oft haben die Patienten einen langen Weg bis zur richtigen Diagnosestellung hinter sich. “Jeder dritte Patient spricht auf die derzeit verfügbaren medikamentösen Therapiemöglichkeiten nicht ausreichend an”, berichtete Prof. Dr. Andreas Schulze-Bonhage, Ärztlicher Leiter des Epilepsiezentrums des Universitätsklinikums Freiburg. “Die Patienten sind oft stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Neben notwendigen Anpassungen im Freizeitverhalten können auch bestimmte Berufe nicht ausgeübt werden. Bei hochdosierten medikamentösen Behandlungen gibt es häufig Verträglichkeitsprobleme, insbesondere kognitive Beeinträchtigungen und Probleme der Teratogenität”, so Prof. Dr. Andreas Schulze-Bonhage weiter. “Eine ergänzende Möglichkeit besteht in der resektiven Epilepsiechirurgie, die teilweise gute Erfolge erzielen kann, aber nur einer sehr kleinen Patientengruppe offensteht”, zeigte der Freiburger Epileptologe auf. Die bisherigen Stimulationsverfahren wie die Vagusnerv- oder Thalamusstimulation können zwar bestimmte Symptome der Epilepsie beeinflussen, jedoch stehen diesem Vorteil auch Probleme mit der Tolerabilität gegenüber.
EASEE(R): Epikraniale Stimulations-Elektroden zur Behandlung von Epilepsie
“Das hochinnovative Stimulationssystem EASEE(R) wird als “Aktives implantierbares medizinisches Gerät” (AIMD) der Klasse III zugeordnet. Es kann den epileptischen Fokus im Gehirn patientenindividuell präzise erreichen und dauerhaft behandeln”, erklärte Michael Tittelbach, Leiter der Technischen Entwicklung der Precisis AG, in Basel. Für eine optimale Stimulation werden zwei klinisch erfolgreiche elektrische Stimulationsmethoden – die AC-Stimulation und die ULFA-Stimulation – kombiniert, sodass ca. 700 Impulssequenzen pro Tag abgegeben werden. “Da die zentrale Elektrode der Elektrodenmatte wahlweise als Anode oder Kathode gepolt werden kann, ist theoretisch auch die Behandlung weiterer funktioneller Gehirnerkrankungen möglich”, so Michael Tittelbach weiter. Die therapeutischen Impulse sind für jeden Patienten bei diesem Neuromodulationsverfahren individuell anpassbar. Bei EASEE(R) handelt es sich um ein lernendes und individualisiertes System, bei dem über die Dauer der Behandlung regelmäßig Optimierungen vorgenommen werden können.
“Die Implantation von EASEE(R) dauert nicht länger als 30 bis 45 Minuten”, berichtete Dr. Martin Glaser, Oberarzt an der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Mainz. Die dünne Silikonmatte mit integrierten Plättchen-Elektroden wird minimalinvasiv unter die Kopfhaut, anatomisch genau über das Gehirnareal platziert, welches die epileptische Aktivität zeigt. Der Kopfknochen bleibt dabei völlig intakt. “Die dünnen Plättchen-Elektroden des Vollimplantats sind von außen nicht sichtbar und gewährleisten eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit für die Patienten”, erklärte der Neurochirurg. “Von allen Verfahren der Neuromodulation ist EASEE(R) mit Blick auf die Implantationstechnik das einfachste und für die Patienten schonendste Verfahren”, kommentierte Dr. Martin Glaser.
Vielversprechend: Erste Implantationen bestätigen Erwartungen
“Wir gehen davon aus, dass vor allem Patienten mit einem unzureichenden Ansprechen auf Antiepileptika, für die ein chirurgischer Eingriff keine Option darstellt oder die diesen ablehnen, von EASEE(R) profitieren können”, so Prof. Dr. Andreas Schulze-Bonhage, Leiter der
EASEE(R) II-Studie. Die ersten der perspektivisch 15 Patienten wurden in den letzten Monaten in die Studie eingeschlossen. Die erste Patientin konnte bereits positive Veränderungen feststellen: “Es geht mir gut damit. Ich merke bereits jetzt einen positiven Effekt, da ich die Anfallslänge subjektiv als kürzer empfinde. Auch die Zeit nach dem Anfall, bis ich wieder vollkommene Kontrolle über meine Sprache habe, hat sich verkürzt”, berichtete Sophie Kaiser**. Neben einer verbesserten Lebensqualität werden die Effekte auf die Anfallsfrequenz, Anfallsschwere, epileptische Aktivität im EEG, Lebensqualität, Stimmung und Kognition im Rahmen der aktuell laufenden Studien erfasst und ausgewertet.
Dass Stimulationsverfahren auch einen positiven Effekt auf Stimmung und Kognition haben können, erklärte Prof. Dr. Christoph Helmstaedter, Abteilungsleiter Neuropsychologie der Klinik und Poliklinik für Epileptologie des Universitätsklinikums Bonn, im Rahmen der Veranstaltung. “Mehrere Studien konnten die enge zum Teil auch wechselseitige Beziehung zwischen Epilepsie und Kognition und Verhalten nachweisen”, so der Experte. Die Patienten könnten in dreierlei Hinsicht profitieren, erstens durch die Kontrolle der störenden Epilepsie, zweitens dadurch, dass die Medikamentenlast reduziert werden kann, und drittens durch die Stimulation selbst. “Es bleibt daher spannend, was mit EASEE(R) als Therapieoption noch alles möglich sein wird, um die Hirnfunktion und Lebensqualität von Patienten mit funktionalen Gehirnerkrankungen zu verbessern”, resümierte Prof. Dr. Christoph Helmstaedter abschließend.
* Quelle: “Leichter leben mit Epilepsie” – EASEE(R)-Innovationsforum der Precisis AG am
7. Mai 2019 in Basel, Schweiz.
** Vorname und Nachname der Patientin geändert, Pseudonym
Über die Precisis AG
Die Precisis AG wurde im Jahr 2004 gegründet und ist ein auf die Entwicklung innovativer Medizinprodukte spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Heidelberg.
Die Precisis AG steht für herausragende Erfolge auf dem Gebiet apparativ gesteuerter Therapien für das Gehirn. Wir fühlen uns dem Fortschritt verpflichtet und entwickeln im Bereich der Neurostimulation individualisierte, präzise Behandlungsmethoden, damit das Leben für schwerkranke Patienten leichter wird. Ethik und ein verantwortungsvoller Umgang mit den komplexen technischen Möglichkeiten sind dabei im Selbstverständnis unserer Mitarbeiter tief verankert. In Zusammenarbeit mit starken Partnern entstehen auf diese Weise zuverlässige Lösungen für Menschen mit funktionalen Gehirnerkrankungen.
EASEE(R) steht als Akronym für “Epikraniale Applikation von Stimulations-Elektroden zur Behandlung von Epilepsie”.
Weiterführende Informationen zu den Aktivitäten, Fortschritten und Meilensteinen der Precisis AG finden Sie auf der Internetseite: www.precisis.de
Weitere Informationen:
Precisis AG
Hauptstraße 73
69117 Heidelberg
Tel.: +49 6221 6559300
E-Mail: info@precisis.de
www.precisis.de
Pressekontakt:
WEFRA PR
Gesellschaft für Public Relations mbH
Stefanie Schmidt
Mitteldicker Weg 1 – WEFRA-Haus
63263 Neu-Isenburg – OT Zeppelinheim
Tel.: +49 69 695008-557
E-Mail: ssm@wefra.de
www.wefra.de
29.05.2019 Veröffentlichung einer Pressemitteilung, übermittelt durch DGAP – ein Service der EQS Group AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.
Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen.
Medienarchiv unter http://www.dgap.de