Evotec SE
Original-Research: Evotec AG (von Montega AG): Halten
Original-Research: Evotec AG – von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu Evotec AG
Unternehmen: Evotec AG
ISIN: DE0005664809
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Halten
seit: 18.08.2015
Kursziel: 3,80
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung:
Analyst: Dr. Stefan Schröder
Solide Halbjahreszahlen – klinische Fortschritte in H2 2015 erwartet
In seinen Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2015 berichtete Evotec
erstmalig Beiträge des neuen, von Sanofi zum 1. April erworbenen Standortes
Toulouse (Evotec France), der die Umsätze maßgeblich nach oben schnellen
ließ. Die Konzernumsätze machten einen Sprung von 37% auf 55,0 Mio. Euro
(Vj.: 40,1 Mio. Euro). Darüber hinaus verdankt sich das Umsatzplus einem
soliden Wachstum im EVT Execute-Kerngeschäft sowie positiven
Währungseffekten. Das Service-Kerngeschäft – definiert als Umsatz vor
Meilensteinen sowie vor Umsatzbeiträgen von Sanofi und den 2014 getätigten
Akquisitionen (Bionamics, Euprotec) – wuchs in der ersten Jahreshälfte 2015
um 7% auf 36,7 Mio. Euro (Vj.: 34,3 Mio. Euro). Hingegen fielen die
erfolgsbasierten Umsätze, die sich aus Meilensteinzahlungen der
Endometriose-Kooperation mit Bayer sowie nicht genannter Pharmapartner
rekrutierten, mit 4,3 Mio. Euro geringer aus als im Vorjahr (5,6 Mio.
Euro). Evotecs erfolgsabhängige Umsätze aus Meilensteinen,
Abschlagszahlungen und Lizenzen unterliegen naturgemäß im Jahresverlauf
starken Schwankungen. Die Bruttomarge des Konzerns sank infolge der
rückläufigen Meilensteinumsätze in H1 2015 auf 28,7% (Vj.: 29,4%).
Die F&E-Aktivitäten im Segment EVT Innovate, in dem Evotec die eigene
Wirkstoffpipeline vorantreibt, verzeichneten einen steilen Anstieg.
Infolgedessen kam es auf Konzernebene zu einer kräftigen Steigerung der
F&E-Aufwendungen um 34% auf 8,5 Mio. Euro (Vj.: 6,3 Mio. Euro). Das
bereinigte EBITDA erhöhte sich leicht auf 0,8 Mio. Euro (Vj.: 0,6 Mio.
Euro). Evotecs berichtetes operatives Ergebnis erreichte in der ersten
Jahreshälfte die außergewöhnliche Höhe von 12,9 Mio. Euro (Vj.: -3,6 Mio.
Euro), was auf einen Einmaleffekt aus der Akquisition von Evotec (France)
zurückzuführen ist. Im Rahmen der Sanofi-Transaktion konnte ein vorläufiger
Ertrag von 18,5 Mio. Euro verbucht werden, der sich aus dem
Unterschiedsbetrag aus erworbenem Nettovermögen und tatsächlichem Kaufpreis
ergibt.
Zum Ende des ersten Halbjahres verfügt das Unternehmen mit 140,9 Mio. Euro
über die höchsten Finanzmittelreserven seiner Firmengeschichte. Für die
rekordhohe Cashposition sind in erster Linie die Vorauszahlungen von über
40 Mio. Euro aus der Allianz mit Sanofi verantwortlich, daneben der Erhalt
signifikanter Meilensteinzahlungen, die bereits in Q4 2014 als Umsatz
verbucht wurden. Es handelt sich dabei um ein Zwischenhoch. Der Ertrag aus
dem Unterschiedsbetrag der Akquisition (18,5 Mio. Euro) sollte bis Ende des
Jahres durch Personal- und Materialaufwand in gleicher Höhe für den
Standort Toulouse neutralisiert werden.
Optimistischer Ausblick auf H2 2015
Evotec bestätigte seine zuletzt im Mai angehobene Guidance für FY 2015: (1)
Umsatzwachstum vor Meilensteinen, Abschlagszahlungen und Lizenzen von über
35%, (2) positives bereinigtes EBITDA, (3) Anstieg der F&E-Aufwendungen auf
15-20 Mio. Euro, (4) CAPEX von bis zu 10 Mio. Euro sowie (5) eine
Liquidität zum Ende des Jahres von deutlich über 100 Mio. Euro.
Nach dem Rückschlag bei EVT302 (Sembragilin) in Phase IIb messen wir dem
Umstand besondere Bedeutung bei, dass CEO Lanthaler in seinem Ausblick
anlässlich der Telefonkonferenz weiterhin signifikante klinische
Fortschritte bei Entwicklungs-partnerschaften für die zweite Jahreshälfte
in Aussicht stellt. Auf Rückfragen unsererseits präzisierte Dr. Lanthaler,
dass es für den Eintritt präklinischer Produktkandidaten in die klinische
Phase mehrere Optionen gebe, beispielsweise von Novartis, Bayer oder
Boehringer Ingelheim. Die finale Entscheidung liege aber in den Händen der
Pharmapartner. Auch ein Anstieg der erfolgsabhängigen Umsätze
(Meilensteine, Upfrontzahlungen und Lizenzen) über das Niveau von 2014 sei
weiterhin möglich. Meilensteine würden sich aber erst zum Ende des Jahres
abzeichnen.
Sanofi als Partner in den Wachstumsmärkten Krebsimmuntherapie und Diabetes
Evotec konnte im August die erfolgreiche Verpartnerung zweier Target
X-Programme mit Sanofi in zwei der wachstumsstärksten Zukunftsmärkte der
Pharmabranche überhaupt vermelden: TargetBCD in Diabetes sowie
TargetImmuniT im Bereich der Immunonkologie. Letzteres Programm teilt sich
Evotec mit Apeiron, einem Spezialisten in der Entwicklung von
Krebsimmuntherapeutika, mit welchem bereits seit 2012/13 eine enge
Zusammenarbeit besteht. Das Gesamtpotenzial beider Target X-Initiativen
beläuft sich bei Vorab- und Meilensteinzahlungen auf über 500 Mio. Euro,
zuzüglich hoher Umsatzbeteiligungen. Beide Programme befinden sich
gegenwärtig im frühen Stadium der Forschung und sind daher eher als Beleg
für Evotecs langfristiges Wertpotenzial zu sehen. Zeitnah werden sich
jedoch die damit unmittelbar verbundenen, umfangreichen Forschungszahlungen
über die kommenden Jahre in den Umsatzerlösen niederschlagen.
(1) TargetImmuniT-Allianz
Die strategische Kooperation von Evotec, Apeiron und Sanofi zielt auf die
Entwicklung niedermolekularer Substanzen als Krebsimmuntherapien der
nächsten Generation ab, die bei der Behandlung solider und hämatologischer
Tumore in der Kombination mit sog. Checkpoint-Inhibitoren zum Einsatz
kommen sollen. Nach den jüngsten, spektakulären Erfolgen in der
Tumortherapie mit CTLA4- und PD1-Antikörpern (Ipilimumab bzw. Nivolumab und
Lambrolizumab), die als erste Checkpoint-Inhibitoren Marktreife erlangt
hatten und eine Aktivierung des körpereigenen Immunsystems gegen den
Krebsherd ermöglichen, in dem sie „Immunbremsen“ (Checkpoints) ausschalten,
vollzieht sich derzeit ein rasanter Paradigmenwechsel: Die
Krebsimmuntherapie etabliert sich als eine neue tragende Säule der
Krebsbehandlung. Das Marktpotenzial der Immunonkologie wird 2023 auf 35
Mrd. USD geschätzt. Gegenwärtig verfügbare Krebsimmuntherapien und
Spätphasen-Projekte in den Pharmapipelines werden noch dominiert von
biologischen Therapien. Marktbeobachter betrachten Checkpoint-Antikörper
dabei als erste Welle. Zelltherapien (CAR T-Zellen) sind derzeit
gleichfalls im Aufstieg begriffen und niedermolekulare Substanzen sollten
die nachfolgende Generation bilden. Im Rahmen der Kooperation sind
erhebliche Forschungszahlungen Evotec und Apeiron Biologics vereinbart.
Darüber hinaus sind im Erfolgsfall präklinische, klinische, regulatorische
und kommerzielle Meilensteinzahlungen von über 200 Mio. Euro sowie
Umsatzbeteiligungen im Falle einer Vermarktung vorgesehen.
(2) TargetBCD-Allianz
Mit Sanofi hat Evotec einen der Top-3-Player im globalen Diabetes-Markt als
Partner gewinnen können. Ziel der Kooperation ist die Entwicklung völlig
neuartiger, potenziell krankheitsmodifzierender Medikamente zur Behandlung
von Diabetes, die auf die Wiederherstellung der funktionellen Betazellmasse
der Bauchspeicheldrüse gerichtet sind, um eine ausreichende körpereigene
Insulinproduktion zu gewährleisten. Die Behandlungsansätze zielen auf die
kausalen Wurzeln von Diabetes, anstelle einer konventionellen
Symptombehandlung oder Insulinersatztherapie, und nutzen neueste Methoden
der regenerativen Medizin. Zu diesem Zweck soll einerseits eine Therapie
zum Ersatz von Betazellen entwickelt werden, die aus menschlichen
Stammzellen gewonnen werden. Ferner werden Sanofi und Evotec humane
Betazellen auch für Hochdurchsatzscreenings verwenden, um niedermolekulare
Substanzen und biologische Wirkstoffe zu identifizieren, die auf Betazellen
regnerativ bzw. protektiv einwirken. Wie im Falle der CureBeta-Kooperation
kommen hier Protokolle zum Einsatz, die von Doug Melton (Harvard)
entwickelt wurden. Die Vereinbarung zwischen Evotec und Sanofi sieht eine
Upfrontzahlung in Höhe von 3 Mio. Euro, präklinische, klinische,
regulatorische und kommerzielle Meilensteinzahlungen von potenziell über
300 Mio. Euro sowie signifikante Umsatzbeteiligungen und
Forschungszahlungen vor.
Anlageurteil
Für 2015 erwarten wird die Trendwende bei den erfolgsabhängigen Umsätzen
aus Meilensteinen, Vorabzahlungen und Lizenzen. Mit einem kräftig
wachsenden Portfolio von derzeit über 70 Entwicklungsprojekten hat Evotec
das Fundament für einen anhaltenden Nachschub an innovativen
Produktkandidaten gelegt. Evotecs Wirkstoffprojekte befinden sich zwar
überwiegend in frühen Phasen, sie bieten jedoch aufgrund der vielfach
verfolgten innovativen Ansätze ein beträchtliches Potenzial für die
langfristige Wertentwicklung. Überdies hat sich durch den Wegfall von
Altprojekten wie Sembragilin (EVT302) auch die Risikostruktur des
Portfolios verbessert. Ein kräftig aufgestocktes Business Development Team
steht für die Kommerzialisierung von Wirkstoffprojekten bereit, die bei
Evotec bereits in Forschungs- und präklinischen Phasen angestrebt wird,
und sollte in den kommenden Jahren für eine anziehende Dynamik im Dealflow
sorgen. Für das laufende Geschäftsjahr hat Evotec weitere Fortschritte in
der klinischen Pipeline angekündigt. Ab 2017 rechnen wir mit ersten
Upfrontzahlungen aus der Verpartnerung der von Sanofi übernommenen
Krebstherapeutika, die bis dahin die Schwelle zur Klinik (IND-Status)
erreicht haben sollten.
Mit Blick auf die in der zweiten Jahreshälfte erwarteten klinischen
Fortschritte, nehmen wir zum jetzigen Zeitpunkt ein Wirkstoffprojekt der
Phase I mit mittlerem Umsatzpotenzial in unsere Pipelinebewertung auf. Die
von Sanofi einlizenzierten Onkologieprojekte bleiben aufgrund ihres
präklinischen Status vorerst unberücksichtigt. Unser neues Kursziel erhöht
sich entsprechend auf 3,80 Euro (zuvor: 3,70 Euro). Nach der kräftigen
Kursaufholung der letzten Wochen stufen wir die Aktie auf Halten zurück.
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /
HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++
Über Montega:
Die Montega AG zählt zu den größten unabhängigen Research-Häusern in
Deutschland. Zum Coverage-Universum des Hamburger Unternehmens gehören eine
Vielzahl von Small- und MidCaps aus unterschiedlichsten Sektoren. Montega
unterhält umfangreiche Kontakte zu institutionellen Investoren,
Vermögensverwaltern und Family Offices mit dem Fokus ‘Deutsche Nebenwerte’
und zeichnet sich durch eine aktive Pressearbeit aus. Die
Veröffentlichungen der Analysten werden regelmäßig von der Fach- und
Wirtschaftspresse zitiert. Neben der Erstellung von Research-Publikationen
gehört die Organisation von Roadshows und Field Trips zum Leistungsspektrum
der Montega AG.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/13161.pdf
Kontakt für Rückfragen
Montega AG – Equity Research
Tel.: +49 (0)40 41111 37-80
web: www.montega.de
E-Mail: research@montega.de
——————-übermittelt durch die EQS Group AG.——————-
Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.
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