Evotec SE
Original-Research: Evotec AG (von Montega AG): Kaufen
Original-Research: Evotec AG – von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu Evotec AG
Unternehmen: Evotec AG
ISIN: DE0005664809
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Kaufen
seit: 06.07.2015
Kursziel: 3,70
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: –
Analyst: Dr. Stefan Schröder
Alzheimer-Kandidat scheitert in Klinik
Evotec war am 30. Juni von seinem Partner Roche über die ersten Ergebnisse
der Phase-IIb-Studie an Alzheimer-Patienten mit Sembragilin (RG1577,
EVT302), einem MAO-B-Hemmer der zweiten Generation, in Kenntnis gesetzt
worden. In der unter dem Namen „MAyflOwer RoAD“ laufenden Studie konnte
nach – Behandlung mit Sembragilin keine schwerwiegende Nebenwirkungen. Der
Unternehmensmeldung zufolge wird Roche die Erreichung der sekundären
Endpunkte von Sembragilin evaluieren und alle zukünftigen
Entwicklungsoptionen prüfen.
Die Phase-IIb-Studie MAyflOwer RoAD wurde als multizentrische,
randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Parallelgruppenstudie
durchgeführt und war darauf angelegt, die Wirksamkeit und Sicherheit von
Sembragilin in zwei Dosierungen bei Patienten mit einer mäßigen Form von
Alzheimer zu bewerten. Es wurden insgesamt 544 Patienten aufgenommen. Die
Verabreichung von Sembragilin erfolgte unter gleichzeitiger Gabe einer
Alzheimer-Standardtherapie mit Acetylcholinesterase-Hemmern (Donepezil,
Galantamin oder Rivastigmin, jeweils allein oder in Kombination mit
Memantin). Der primäre Endpunkt der Studie wurde anhand eines anerkannten
Scores erfasst, dem sog. Alzheimer’s Disease Assessment Scale – Cognitive
Behaviour Subscale (ADAS-cog-11). Hinsichtlich des Studiendesigns ist
kritisch anzumerken, dass weder die Höhe der beiden Dosierungen noch die
Definition der primären und sekundären Endpunkte von Roche offengelegt
wurden. Auch die Bekanntgabe der Topline-Ergebnisse beschränkt sich für
Anleger und Analysten auf ein Minimum. Es geht daraus nicht hervor, in
welchem quantitativen Umfang Zielkriterien des Scores verfehlt wurden oder
welche Rolle etwaige Abweichungen von p-Werten für die Beurteilung spielen.
Das negative Abschneiden des MAO-B-Hemmers stellt zweifelsohne eine herbe
Enttäuschung dar. Sembragilin war der am weitesten fortgeschrittene
Kandidat im Portfolio der Entwicklungspartnerschaften des Unternehmens. Die
Substanz stand bislang mit einem rNPV von 135 Mio. Euro (vor Steuern) in
unserer Bewertung und hätte im Erfolgsfalle eine Meilensteinzahlung von
rund 30 Mio. Euro mit Beginn der Phase III (2016e) ausgelöst. Wir gehen
nicht davon aus, dass es in naher Zukunft zu einer Fortsetzung der
Entwicklung durch Roche kommen wird, und nehmen die Substanz komplett aus
unserer SOTP-Bewertung. Unsere Prognosen für 2016 korrigieren wir um die
entfallende Meilensteinzahlung. Eine Wertberichtigung auf immaterielles
Vermögen muss im Falle von Sembragilin hingegen nicht vorgenommen werden,
da die Substanz bereits vor Jahren vollkommen abgeschrieben wurde.
Ab August 2015 wird der Indikationsbereich Zentralnervensystem bei Roche
zudem unter der Leitung eines neuen Entwicklungschefs stehen, der das
Portfolio erwartungsgemäß einer eingehenden Evaluierung unterziehen wird.
Zwar wäre aus Sicht von Roche eine denkbare, künftige Option beispielsweise
die Entwicklung von Sembragilin als Kombinationstherapie mit den
firmeneigenen Antikörpern zur Behandlung von Alzheimer: Gantenerumab in
Phase III bzw. Crenezumab in Phase II (jeweils gegen beta-Amyloid) oder
RG7345 (gegen Tau) in Phase I. Jedoch ist dies zum jetzigen Zeitpunkt reine
Spekulation. Angesichts der damit verbundenen Verzögerungen bei
gleichzeitig näher rückender Patentklippe von Sembragilin sollte ein
derartiges Projekt keine hohe Priorität genießen.
Überraschend ist der Rückschlag von Sembragilin insofern, als die Substanz
ein direkter Abkömmling eines MAO-B-Hemmers der ersten Generation ist, der
im Menschen bereits vielversprechende Testergebnisse lieferte:
Unveröffentlichte Daten aus einjährigen multinationalen Phase-III-Studien
mit dieser Vorläufersubstanz ergaben eine klinische Demonstration des
Wirkprinzips, indem das Fortschreiten der Symptome verlangsamt wurde. Die
Entwicklung wurde damals jedoch aufgrund vereinzelter Fälle von
Sicherheitsproblemen mit dem Wirkstoff gestoppt. Sembragilin (EVT302)
stammt aus der gleichen Substanzreihe und wurde aufgrund der genannten
positiven klinischen Ergebnisse als Nachfolgesubstanz entwickelt. Die
verbesserte Verträglichkeit von Sembragilin wurde nun in der Tat durch die
vorliegenden Phase-IIb-Ergebnisse bestätigt. Aber offenkundig gingen die
Strukturvariationen auf Kosten der Effektivität.
Trotz des enttäuschenden Ausgangs der Alzheimerstudie bestätigte Evotec
seine zuletzt ausgegebene Guidance für das laufende Geschäftsjahr: Das
Umsatzwachstum vor Meilensteinen, Abschlagszahlungen und Lizenzen sieht das
Unternehmen weiterhin bei über 35%. Für das bereinigte EBITDA (vor
Änderungen bei Earn-out-Komponenten) wird 2015 ein positives Ergebnis
erwartet. Die F&E-Aufwendungen sollen 2015 im Zuge der Sanofi-Transaktion
signifikant auf 15-20 Mio. Euro ansteigen. Mit einer CAPEX-Guidance von bis
zu 10 Mio. Euro wird Evotec kräftig in den Ausbau von Kapazitäten und
Technologien investieren. Die Liquidität zum Ende des Jahres wird deutlich
über 100 Mio. Euro prognostiziert.
Anlageurteil
Ungeachtet der enttäuschenden Resultate der Phase-IIb-Studie erwarten wir
für 2015 die überfällige Trendwende bei den erfolgsbasierten Umsätzen. Mit
einem rasant wachsenden Portfolio von derzeit über 70 Entwicklungsprojekten
hat Evotec das Fundament für einen anhaltenden Nachschub an innovativen
Produktkandidaten gelegt. Evotecs Wirkstoffprojekte befinden sich zwar
überwiegend in frühen Phasen, sie bieten jedoch aufgrund der vielfach
verfolgten innovativen Ansätze ein beträchtliches Potenzial für die
langfristige Wertentwicklung. Überdies hat sich durch den Wegfall von
Altprojekten wie Sembragilin (EVT302) auch die Risikostruktur des
Portfolios verbessert. Ein kräftig aufgestocktes Business Development Team
steht für die Vermarktung von Wirkstoffprojekten bereit, die bei Evotec
bereits in Forschungs- und präklinischen Phasen angestrebt wird, und sollte
in den kommenden Jahren für eine anziehende Dynamik im Dealflow sorgen. Für
das laufende Geschäftsjahr hat Evotec weitere Fortschritte in der
klinischen Pipeline und die Verpartnerung von Cure X/Target X-Programmen
angekündigt. Ab 2017 rechnen wir mit ersten Upfrontzahlungen aus der
Verpartnerung der von Sanofi übernommenen Krebstherapeutika, die bis dahin
die Schwelle zur Klinik (IND-Status) erreicht haben sollten.
Unsere Detailprognosen für 2016 haben wir nach Wegfall der
Roche-Meilsteinzahlung überarbeitet und die SOTP-Bewertung um den
Projektwert von Sembragilin (EVT302) bereinigt. Es ergibt sich hieraus ein
neues Kursziel von 3,70 Euro (zuvor: 4,50 Euro). Darin sind die von Sanofi
einlizenzierten Onkologieprojekte, die ein wesentliches Asset der
Transaktion darstellen, aufgrund ihres präklinischen Status noch nicht
einmal eingepreist. Wir empfehlen die Aktie zum Kauf.
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /
HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++
Über Montega:
Die Montega AG zählt zu den größten unabhängigen Research-Häusern in
Deutschland. Zum Coverage-Universum des Hamburger Unternehmens gehören eine
Vielzahl von Small- und MidCaps aus unterschiedlichsten Sektoren. Montega
unterhält umfangreiche Kontakte zu institutionellen Investoren,
Vermögensverwaltern und Family Offices mit dem Fokus ‘Deutsche Nebenwerte’
und zeichnet sich durch eine aktive Pressearbeit aus. Die
Veröffentlichungen der Analysten werden regelmäßig von der Fach- und
Wirtschaftspresse zitiert. Neben der Erstellung von Research-Publikationen
gehört die Organisation von Roadshows und Field Trips zum Leistungsspektrum
der Montega AG.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/13019.pdf
Kontakt für Rückfragen
Montega AG – Equity Research
Tel.: +49 (0)40 41111 37-80
web: www.montega.de
E-Mail: research@montega.de
——————-übermittelt durch die EQS Group AG.——————-
Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.
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