Deutsches Aktieninstitut e.V.
Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz
Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges Interview mit Werner Baumann, Präsident, Deutsches Aktieninstitut e.V., und CFO, Bayer AG ‘Kapitalmärkte sollen die Bedürfnisse von Unternehmen und Anlegern nachhaltig erfüllen’
Herr Baumann, was hat Sie bewogen, Präsident des Deutschen Aktieninstituts zu werden? Welches sind die drei wichtigsten Ziele, die Sie sich Das Deutsche Aktieninstitut fokussiert sich auf ein Thema, das für alle Unternehmen von großer Bedeutung ist: Es setzt sich durch die Gestaltung rechtlicher Rahmenbedingungen für Kapitalmärkte ein, die Banken, Versicherungen und sonstigen Unternehmen Dienstleistungen bieten, die sie bei der Finanzierung unternehmerischer Vorhaben sowie der Absicherungen von Risiken benötigen. Angestrebt werden letztlich integre Kapitalmärkte, die die Bedürfnisse von Unternehmen und Anlegern nachhaltig erfüllen und damit der gesamten Volkswirtschaft nutzen. Die auf die Erreichung dieses Ziels ausgerichteten Aktivitäten gemeinsam mit Vorstand, Präsidium und der Geschäftsführung gestalten und intensiv vorantreiben zu können, hat mich bewogen, das Amt des Präsidenten anzunehmen. Welche Bedeutung hat eine Institution wie das Deutsche Aktieninstitut in der heutigen Zeit? Das Deutsche Aktieninstitut arbeitet aktiv an der Gestaltung der deutschen und europäischen Kapitalmärkte und ihrer Rahmenbedingungen mit. Es repräsentiert die am Kapitalmarkt interessierte deutsche Wirtschaft breiter als Industrie- und Fachverbände und hat insbesondere in Deutschland eine hervorragende Reputation. Aus diesem Grund kommt dem Institut insbesondere als Unterstützer von Unternehmen bei der Bewertung aktueller regulatorischer Entwicklungen im Kapitalmarktbereich und bei der Vertretung ihrer Interessen gegenüber den politischen Entscheidungsträgern eine große Bedeutung zu. Schließlich hat das Deutsche Aktieninstitut einen guten Zugang zu Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik und verfügt über ein hoch qualifiziertes Expertenteam. Die Aktienakzeptanz in Deutschland ist im internationalen Vergleich niedrig. Warum ist das Ihrer Meinung nach so? Deutsche Privatanleger sind im internationalen Vergleich traditionell weniger risikofreudig und weniger bereit, temporäre Wertschwankungen zu akzeptieren. Ein wesentlicher Grund dafür ist sicher, dass die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland umlagefinanziert und nicht kapitalgedeckt organisiert ist. Darüber hinaus haben Ereignisse wie die Krise am neuen Markt und die Finanzkrise zu einem generellen Misstrauen gegenüber der Aktie als Anlageinstrument geführt. Für institutionelle Anleger spielen eher Gründe wie eine fehlende Risikotragfähigkeit, bspw. bei Versicherungsunternehmen nach dem Platzen der ‘Technologieblase’, sowie die Unsicherheit hinsichtlich möglicher ‘aktienunfreundlicher’ aufsichtsrechtlicher Regulierungen (Solvency II, Basel III) eine Rolle. Es wäre wünschenswert, dass mehr Deutsche ihr Geld in Aktien investierten. Wie müssten die Rahmenbedingungen verändert werden, um die Bürger zu Aktionären zu machen? In Deutschland ist dafür ein ‘Kulturwandel’ erforderlich, viele Dinge müssen parallel vorangetrieben werden. So muss verlorengegangenes Vertrauen in die Finanzmärkte wieder gewonnen werden, und das ist ein sehr langer Prozess. Geschäftsmodelle einiger Marktteilnehmer müssen überdacht werden, nicht alles, was legal war, war im Sinne von Kunden und Anlegern auch richtig. Wir brauchen zudem eine sachgerechte und zielführende Regulierung. Hier ist das Deutsche Aktieninstitut ganz besonders gefordert, aktuell z.B. beim Thema Finanztransaktionssteuer. Es ist möglichst sicherzustellen, dass Aktien gegenüber anderen Anlageformen nicht benachteiligt werden. Gute Corporate Governance gilt als ein Erfolgsfaktor dafür, dass sich ein Unternehmen und damit dessen Aktienkurs gut entwickelt. In diesem Zusammenhang wird immer wieder mehr Diversität diskutiert. Was müsste getan werden, um diesen Prozess zu beschleunigen? Gute Corporate Governance ist eine von mehreren Voraussetzungen für nachhaltigen Erfolg. Die meisten Unternehmen arbeiten unabhängig von der sehr breit geführten Diskussion auf der Basis vernünftiger, innerhalb ihrer Organisation akzeptierter und gelebter Wertesysteme und sind nicht zuletzt deshalb erfolgreich. Fehlt ein solcher Wertekompass und Konsens über Regeln im Unternehmen ganz oder teilweise, kommt es zu Fehlverhalten, schlechten Geschäftsentscheidungen sowie regelmäßig zu Reputationsverlust mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf den Unternehmenswert. In der allgemeinen Debatte um Corporate Social Responsibility wird gefordert, dass die Unternehmen mehr Verantwortung für die Weiterentwicklung der Zivilgesellschaft übernehmen, sei es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Geschlechtergerechtigkeit, der Sicherung der Artenvielfalt, im Bereich Als Teil von Volkswirtschaft und Gesellschaft haben Unternehmen selbstverständlich eine erhebliche Verantwortung nicht nur im eigenen Geschäftsinteresse, sondern auch im Kontext ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu arbeiten. Sie tun dies als Arbeitgeber, die nach Möglichkeit sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und ihre Mitarbeiter(innen) kontinuierlich weiterentwickeln. Darüber hinaus stellen sie vielfach breite Sozialleistungen, angefangen von Betriebskindergärten bis hin zur immer wichtiger werdenden betrieblichen Altersversorgung, für Mitarbeiter(innen) und ihre Familien bereit. Steuern und Abgaben als Teil ihrer Wertschöpfung finanzieren öffentliche Haushalte. Unternehmen müssen ihr Handeln darüber hinaus am Maßstab eines ‘good corporate citizen’ messen und ausrichten. Wie dieser Maßstab auszusehen hat, ist naturgemäß von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Für ein Unternehmen wie Bayer ist das etwa ein Programm zur breiteren Verfügbarkeit von Medikamenten in Entwicklungsländern oder die Unterstützung der Familienplanung. Banken und Versicherungen etwa engagieren sich in ihren jeweiligen Bereichen mit Expertise und finanziellen Ressourcen. Welchen Zusatznutzen wird die geforderte zukünftige Berichterstattung im CSR-Bereich bringen? Sehen Sie darin überhaupt einen Mehrwert? Ich bin der Meinung, dass sich die Freiwilligkeit der Nachhaltigkeits- oder CSR-Berichterstattung als durchaus sinnvoll herausgestellt hat. Sie ermöglicht jedem interessierten Stakeholder einen Einblick in die verschiedenen Aktivitäten der Unternehmen im Bereich von CSR sowie die Programme und Initiativen, die diese als ‘good corporate citizens’ vorantreiben. Herr Baumann, in Deutschland hat sich die Wirtschaft in den letzten Jahren hervorragend entwickelt, im übrigen Europa sieht es leider nicht Wir profitieren als größte Volkswirtschaft des Euroraumes von den mutigen Reformen der letzten zehn Jahre, etwa im Rahmen der Umsetzung der Agenda 2010 sowie von der starken industriellen Basis des Landes, die ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit damit enorm verbessern konnte. Die Innovationskraft der Unternehmen und die Qualität deutscher Produkte haben durch Exporte insbesondere außerhalb des Euroraums zum Wachstum beigetragen und damit über Sicherung bestehender sowie Schaffung neuer Arbeitsplätze auch ein Wiederanspringen des Binnenkonsums gefördert und Steueraufkommen erhöht, während die öffentliche Hand bei Sozial- und Transferleistungen entlastet wurde. Mit einer starken Volkswirtschaft im Rücken kann auch die Bundesregierung ihrer Verantwortung bei der Unterstützung der Krisen-Mitgliedsländer gerecht werden. Gleichzeitig muss die Politik aber auch weiterhin Rahmenbedingungen setzen, mit denen die wirtschaftlichen Akteure in Deutschland mehr Zugkraft entfalten können. Beispielhaft zu nennen sind bezahlbare Energiekosten, Innovationsförderung und ein funktionierender, wettbewerbsfähiger Universalbankensektor zur Unterstützung der Unternehmensfinanzierung sowie des Risikotransfers. Ende der Corporate News 29.05.2013 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht, übermittelt durch die DGAP – ein Unternehmen der EquityStory AG. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich. Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen. Medienarchiv unter http://www.dgap-medientreff.de und http://www.dgap.de |
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