Deutsches Aktieninstitut e.V.
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Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges Joachim von Schorlemer, Country Head BNP Paribas Germany, BNP Paribas S.A., Frankfurt 'Besicherung von Derivaten darf exportorientierte Industrieunternehmen nicht überfordern' Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz Während einige deutsche Banken noch mit der Rückzahlung ihrer in der Krise erhaltenen Staatshilfen beschäftigt sind, hat die französische Bank BNP Paribas diese bereits Ende 2009 komplett zurückgezahlt. Sie gilt als eine der großen Gewinnerinnen der Finanzkrise. Das Deutschlandgeschäft von BNP Paribas verantwortet seit 2005 Joachim von Schorlemer, der im Interview mit dem Finanzplatz über die Wachstumschancen seiner Bank, den deutschen Mittelstand und die geplante Regulierung der Derivatemärkte spricht. Interview Herr von Schorlemer, was hat BNP Paribas vor und in der Krise anders bzw. besser gemacht als ihre Konkurrenz? Wie hat das Deutschlandgeschäft zu diesem Erfolg beigetragen? Kurz gesagt sind unsere Erfolgsfaktoren Risikobewusstsein und ein ausgewogenes Geschäftsmodell. BNP Paribas war und ist durch die drei Säulen Retail Banking, Investment Solutions und Corporate & Investment Banking wenig schwankungsanfällig und hat gerade in der Krise bewiesen, dass stringentes Risikomanagement zum Erfolg führt. Mit einem AA Rating von Standard & Poor's gehören wir zu den solidesten Banken der Welt, und wir spüren auch in Deutschland sehr deutlich, dass die Kunden genau überlegen, mit wem sie auf der Bankenseite arbeiten möchten. BNP Paribas will, so haben Sie im Mai erklärt, im Firmenkundengeschäft den deutschen Mittelstand stärker in den Fokus rücken. Wieso wollen Sie sich gerade jetzt auf diese Unternehmen konzentrieren? Was kann BNP Paribas deutschen Mittelständlern bieten, was diese nicht bereits bei anderen Banken bekommen können? Es gibt wenige Banken, die weltweit und speziell in Europa so aufgestellt sind wie wir. BNP Paribas ist in mehr als 80 Ländern vertreten und bietet deutschen, exportorientierten Unternehmen die komplette Bankpalette von Cash Management bis hin zu M&A. Die Tatsache, dass wir in allen bedeutenden Märkten der Welt präsent sind, ist für Kunden ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Als eine der größten Auslandsbanken in Deutschland betreuen wir seit vielen Jahren die sehr großen international ausgerichteten deutschen Unternehmen. Die Erweiterung auf den großen Mittelstand ist der logische Schritt für unsere Wachstumsziele in Deutschland. Obwohl die befürchtete Kreditklemme nicht eingetreten ist, finanzieren sich auch mittelständische Unternehmen vermehrt über die Börse. Die neuen Mittelstandsanleihesegmente der Börsen finden regen Zulauf. Können die Banken die Wünsche der mittelständischen Unternehmen nach Kredit nicht erfüllen? Wie beurteilen Sie diese neue Unabhängigkeit der Unternehmen von ihren Hausbanken? Das starke Wachstum der deutschen Wirtschaft lässt sich nicht nur über Kredite finanzieren. Der deutsche Mittelstand und Familienunternehmen nutzen den Kapitalmarkt, um weitere Finanzierungsmöglichkeiten zu haben und natürlich auch dadurch Abhängigkeiten zu reduzieren. Elementar in der Kundenbeziehung ist es derzeit, den Firmen zu helfen, kapitalmarktfähig zu werden, und sie in diesen Prozessen zu begleiten. Trotz allem braucht die deutsche Wirtschaft aber auch starke Banken, die das Wachstum unter Einsatz ihrer Bilanz finanzieren und darüber hinaus ausreichend Hedging-Linien für Zinsen, Währungen und Rohstoffe anbieten können. Sehen Sie eine Chance, dass mittelständische Unternehmen, die jetzt mit ihren Anleihen an die Börse gehen, später auch den Schritt auf das Aktienparkett wagen? Was muss getan werden, damit der Börsengang auch für kleinere und mittlere Unternehmen attraktiv wird? Für kleine und mittelständische Firmen, die jetzt erste Kapitalmarktschritte im Anleihemarkt unternehmen, ist sicher auch ein IPO möglich. Hierzu bieten die verschiedenen Listingsegmente der Frankfurter Börse ausreichend Alternativen. Es ist daher weniger eine strukturelle Frage als vielmehr die Aufnahmebereitschaft bei institutionellen Investoren, die sich auf kleine und mittelgroße Aktienemissionen fokussieren. Nach wie vor sind diese sehr selektiv und konzentrieren sich stärker auf die Marktführer. Insgesamt gilt: Die Equity Story muss stimmen. Für die Integrität der globalen Finanzmärkte sei, so das CFA Institute in einer Studie im Mai, die Regulierung und Überwachung von derivativen Finanzinstrumenten das größte Problem. Sehen Sie das auch so? Sind die in diesem Bereich international vorgelegten Vorschläge ausreichend, um die Probleme in den Griff zu bekommen? Mehr Transparenz in den Derivatemärkten zu schaffen, ist ein sinnvoller Schritt. Darüber hinaus erscheint eine bessere Eigenkapitalausstattung und Liquiditätsvorsorge bei manchen Banken wichtig. Ob die jetzt beschlossenen Schritte ausreichen, kann letztlich nur die Zukunft zeigen. Wir sind aber immer ein wenig erstaunt, wie überrascht mancher Wettbewerber zur Kenntnis nimmt, dass man Liquidität preisen muss und Liquiditätskosten natürlich auch die Marge beeinflussen. Im Mittelpunkt der EU-Regulierungsvorschläge zu Derivaten stehen die Standardisierung von Derivatekontrakten und die Abwicklung über eine Zentrale Gegenpartei. Was halten Sie davon? Welche Auswirkungen hätten diese Maßnahmen auf Ihre Bank? Die Derivatemärkte sicherer zu machen, ist eine wichtige Initiative. Allerdings muss man aufpassen, dass beispielsweise exportorientierte Industrieunternehmen durch die Besicherung nicht überfordert werden. Was da auf einzelne Unternehmen an Liquiditätsbedarf zukommt, ist – wenn es keine Ausnahme für das produzierende Gewerbe gibt – erheblich. Es wäre kontraproduktiv, wenn sinnvolle Absicherung wegen fehlender Liquidität unterbleibt. Für BNP Paribas sind die Auswirkungen, abgesehen von den notwendigen IT-Investitionen, überschaubar, werden doch heute schon im Interbankenverkehr die meisten Derivate besichert. Außerdem können wir unseren Kunden bei der Nutzung von Zentralen Gegenparteien für Absicherungsgeschäfte von beispielsweise Währungen, Rohstoffen und Aktien vollumfänglich als Clearing Broker zur Verfügung stehen. Auch hier ist unser solides Rating ein Vorteil für unsere Kunden. Herr von Schorlemer, Anfang des Jahres wurde in Frankreich eine gesetzliche Frauenquote beschlossen. Bis 2014 müssen danach 20%, bis 2017 sogar 40% Frauen in den Verwaltungsräten der Unternehmen sitzen. Was halten Sie davon? Wird diese Regelung auch bei BNP Paribas in Deutschland umgesetzt werden? Als Niederlassung einer Auslandsbank haben wir keinen lokalen Verwaltungsrat, aber selbstverständlich betreffen uns gesetzliche Änderungen in Frankreich damit auch indirekt. Eine Quote halte ich persönlich für schwierig, da sie wichtige Faktoren außen vor lässt. Für uns als Bank in Deutschland stellt sich die Geschlechterfrage eher nicht – Talent und Eignung entscheiden. Allerdings muss gesellschaftlich noch eine Menge getan werden, um Frauen mit oder ohne Kindern ein Umfeld zu schaffen, das ihnen möglich macht, bei gleichen Chancen Führungspositionen zu besetzen. Ende der Corporate News 04.07.2011 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht, übermittelt durch die DGAP – ein Unternehmen der EquityStory AG. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich. Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen. 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