Studie Nachhaltigkeitsberichterstattung: Bei Vorstandsvergütung spielen Nachhaltigkeitsziele kaum eine Rolle
- BDO und Kirchhoff Consult untersuchten 160 Unternehmen im DAX, MDAX und SDAX
- “Lücke zwischen kommunizierter und gelebter Praxis” in den Führungsetagen
- Zahl der freiwillig veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichte gestiegen
- Fast die Hälfte aller 160 börsennotierten Unternehmen bekennen sich zu universell gültigen Zielen des UN Global Compact
- Mehr als die Hälfte aller Nachhaltigkeitsberichte weisen ESG-Ratings aus
- Nur elf Prozent aller Vorstandsposten mit Frauen besetzt
Hamburg, 22. September 2021 – Immer mehr börsennotierte Unternehmen in Deutschland setzen sich Nachhaltigkeitsziele. Allerdings spielen diese bei der Vergütung der Vorstände nur eine untergeordnete Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Kirchhoff Consult AG, für die beide auf Grundlage von Nachhaltigkeitsberichten und nichtfinanziellen Erklärungen/Berichten 160 Unternehmen aus DAX, MDAX und SDAX untersuchten. In der Unternehmensführung lässt sich beim Thema Nachhaltigkeit “eine Lücke zwischen kommunizierter und gelebter Praxis vermuten”, heißt es in der Studie, die dieses Jahr zum achten Mal in Folge erstellt wurde. Stichtag der Studie ist der 30. Juni, an dem der DAX noch aus 30 Unternehmen und nicht wie inzwischen aus 40 bestand.
Knapp jedes vierte Unternehmen (23 %) ordnet Corporate Social Responsibility (CSR) einem Vorstandsressort zu. 36 % der Unternehmen geben an, Themen mit gesellschaftlicher und ökologischer Relevanz im Jahr 2020 auch im Aufsichtsrat behandelt zu haben. Und im Vergütungsbericht weisen ein Drittel aller Unternehmen Kennzahlen auf, die mit Nachhaltigkeit verbunden sind und einen Einfluss auf die Höhe der variablen Vergütung des Vorstands haben. Doch nur zu einem geringen Teil (20 %) sind diese Kennzahlen mit einer konkreten Zielvorgabe und einer konkreten zeitlichen Zielsetzung verbunden. “Die Bedeutung von Nachhaltigkeit spielt insgesamt noch eine untergeordnete Rolle in deutschen Vorständen und Aufsichtsräten”, sagt Nils Borcherding, Partner Sustainability Services bei BDO. Und Philipp Killius, Partner und Head of Sustainability/ESG bei Kirchhoff, stellt fest: “Die Vergütung der Vorstände hängt nur teilweise an faktischen Nachhaltigkeitszielen, die Kompetenzen und Ressorts weisen oftmals keinen klaren Nachhaltigkeitsbezug auf.”
Signifikante Fortschritte im MDAX und SDAX
Die aktuelle Studie zeigt aber auch, dass die börsennotierten Unternehmen in Deutschland Anstrengungen unternehmen, um in puncto Nachhaltigkeit den wachsenden gesellschaftlichen und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Zwei Drittel (66 %) aller DAX-, MDAX- und SDAX-Gesellschaften veröffentlichen mittlerweile einen Nachhaltigkeitsbericht – 7 % mehr als im Berichtszeitraum der vorausgegangenen Studie. Um ihrem nachhaltigen Bestreben verstärkt Glaubwürdigkeit zu verleihen, hat inzwischen fast die Hälfte (47 %) aller Unternehmen den Global Compact Vertrag der Vereinten Nationen (UNGC) unterschrieben. Damit bekennen sich die Unternehmen zu den zehn universell gültigen Prinzipien verantwortungsvoller Unternehmensführung in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsprävention. Im Vergleich zum Vorjahr ist hier ein besonders starkes Engagement zu beobachten. Von allen UNGC-Unterzeichnern sind 29 % erst seit 2020 beigetreten. Bei DAX-Unternehmen gab es dabei nur leichte Zuwächse, weil die meisten Konzerne den Global Compact schon unterzeichnet haben. Signifikante Fortschritte machen insbesondere die Unternehmen im MDAX und im SDAX. Unternehmen, die sich zum UNGC bekennen, müssen regelmäßig darüber berichten, wie sie die 10 Prinzipien umsetzen.
Mehr als die Hälfte aller Unternehmen weisen ESG-Ratings aus
Umwelt (Environment), Soziales und Gesellschaft (Social) und Unternehmensführung (Governance) rücken bei vielen DAX-160-Unternehmen verstärkt ins Blickfeld. Mehr als die Hälfte weisen inzwischen ein ESG-Rating und die dazugehörigen Rating-Ergebnisse in ihren Berichten aus. Bei DAX-Unternehmen ist dies Standard.
Beim Klimaschutz gibt es darüber hinaus zwei hohe Messlatten: die Vorgaben der Science Based Targets Initiative (SBTi) und der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). “Viele Unternehmen des DAX160 lassen sich nicht von aufwendigen Initiativen mit Klimabezug abschrecken”, stellt die Studie fest. Mehr als ein Viertel (27 %) aller Nachhaltigkeitsberichte weist einen TCFD-Index auf. Ein knappes Viertel (23 %) der Unternehmen hat sich verpflichtet, dem SBTi entsprechend Ziele zu setzen – oder hat diese Ziele bereits verabschiedet.
Bei den Lieferketten gibt es noch Luft nach oben
Bei der Frage, wie nachhaltig ein Unternehmen arbeitet, steht nicht nur das eigene Verhalten im Fokus, sondern auch das der Zulieferer. Die intensive Diskussion über das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Deutschland zeigt nach Angaben der Studie, dass die unternehmerische Verantwortung an Bedeutung zunimmt. Trotzdem bleibe noch Luft nach oben. In zwei von drei nichtfinanziellen Erklärungen und Berichten, die das Thema erwähnen, wird mindestens ein Aspekt der Zulieferer behandelt: am häufigsten das Thema Menschenrechte (66 %), gefolgt vom Thema Umwelt (44 %) und Bekämpfung von Korruption und Bestechung (24 %).
Nur elf Prozent aller Vorstandsposten mit Frauen besetzt
Erstmals erhebt die Studie von BDO und Kirchhoff Consult auch einen aktuellen Stand bei der Gleichstellung in deutschen Führungsetagen. Demnach sitzt zwar in 38 % aller DAX160-Unternehmen mindestens eine Frau im Vorstand. Aber nur elf Prozent aller Vorstandsposten insgesamt sind weiblich besetzt. Leicht differenziert fällt dabei das Bild in den einzelnen DAX-Indizes aus. Bei DAX-Unternehmen sind 16 % der Vorstände Frauen, bei SDAX-Unternehmen elf Prozent und bei MDAX-Unternehmen neun Prozent.
Bei der Verteilung in den Aufsichtsräten ist das Ungleichgewicht nicht ganz so deutlich. Bei den DAX160-Unternehmen haben die Frauen einen Anteil von 32 % gegenüber 68 % Männern. Vergleicht man die verschiedenen Indizes, unterscheidet sich die Besetzung hier kaum.
Die vollständige Studie “Nachhaltigkeit im Fokus – Die nichtfinanzielle Berichterstattung im DAX 160” steht hier als Download zur Verfügung.
ÜBER BDO AG WIRTSCHAFTSPRÜFUNGSGESELLSCHAFT
BDO zählt mit einem Umsatz von 285 Mio. Euro und über 2.000 Mitarbeitern an 27 Standorten zu den führenden Gesellschaften für Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen, Steuerberatung und wirtschaftsrechtliche Beratung sowie Advisory in Deutschland. Die BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist Gründungsmitglied des Internationalen BDO Netzwerks, das mit über 91.000 Mitarbeitern in 167 Ländern vertreten ist und im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz von 10,3 Mrd. Euro erwirtschaftete.
ÜBER KIRCHHOFF CONSULT AG
Designing Sustainable Value – für unsere Kunden und ihre Stakeholder. Kirchhoff ist ein Team von Experten in den Bereichen Sustainability/ESG, Capital Markets, und Corporate Communications. Erfahrung, Kreativität und ganzheitliches Denken zeichnen uns seit mehr als 25 Jahren aus. Mit unseren Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten, bei der Begleitung von Börsengängen, im Bereich der Investor Relations sowie in der Strategieentwicklung und Kommunikation von unternehmerischer Verantwortung sind wir führend. Wir sind vertreten mit Büros in Hamburg, Frankfurt, München und Wien. Erfahren Sie mehr auf kirchhoff.de.
KONTAKT
Kirchhoff Consult AG
Philipp Killius
Head of Corporate Social Responsibility
Borselstraße 20
22765 Hamburg
T +49 40 60 91 86 62
philipp.killius@kirchhoff.de
22.09.2021 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht, übermittelt durch DGAP – ein Service der EQS Group AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.
Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen.
Medienarchiv unter http://www.dgap.de